Natürlich haben auch wir keine Glaskugel, die uns in die Zukunft blicken lässt. Wir stützen unsere Annahme auf permanente
Marktbeobachtung, eine fundierte Kenntnis des Marktgeschehens an den Finanzmärkten und einem Rückblick auf historische Momente in ähnlicher Konstellation. Unsere Erwartungen sind deshalb sich seit
längerer Zeit abzeichnende Tendenzen, die sich natürlich auch etwas ändern können.
Wir gehen davon aus, dass besonders 2 Dinge die Entwicklung in den kommenden Jahren stark beeinflussen werden. Dies sind zum einen die
immer höher werdenden Schulden mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen wie die dramatische Geldmengenausweitung und der immer weiter zuehmenden Inflation der
Vermögenswerte, sowie die Kolateralschäden aufgrund der Null-/Negativzinspolitik.
Zum anderen sehen wir eine deutliche Verschiebung der weltweiten Priorisierung in den Themen Zukunftstechnologien, Klimawandel und
zukünftige Wohlstandssicherung. Wir können hierbei nicht erkennen, dass Europa in den kommenden Jahren eine trendsetzende Rolle spielt.
In Deutschland wird Ende 2021 gewählt. Man wird deshalb versuchen, die Bürger bis zur Wahl mit guten Nachrichten und staatlichen Unterstützungen bei Laune zu halten,
damit es ja keine Machtverschiebungen nach rechts oder links geben wird. Man wird deshalb auch versuchen, kritische Tendenzen zu deklassieren, zu diskreditieren oder gar zu verbieten.
Wir stellen leider fest, dass besonders die deutsche Regierung mit schlechtem Beispiel voranschreitet, wenn es um die Denunzierung von regierungskritischen
Fragestellungen geht. Wer heute nicht "auf Spur ist" oder gar öffentlich demonstriert, ist "Querdenker, Verschwörungstheoretiker, Covidiot oder Mob" oder sollte gar vom Staatsschutz oder
Verfassungsschutz beobachtet werden. Wer als Politiker Fehlentscheidungen trifft, wird einfach für ein paar Wochen von der Bühne genommen, bis Gras über die Sache gewachsen ist - um dann wieder dabei
zu sein, als wäre nichts gewesen.
Man wird ferner versuchen, möglichst positive Wirtschaftsprognosen zu publizieren, um die breite öffentliche Meinung bei Laune zu halten und möglichst keine
Verunsicherung oder gar Kritik oder Panik aufkommen zu lassen.
Einer der Haupt-Veröffentlicher in Deutschland für Wirtschaftsprognosen und Wirtschaftstrends ist das bekannte ifo-Institut (Institut für Wirtschaftsforschung) in
München. Doch blickt man in Wikipedia, wer das ifo-Institut finanziert, erhält man folgende Aussage: Finanziert wird das ifo-Institut zurzeit zu etwa zwei Dritteln aus öffentlichen Mitteln (im
Zuge der gemeinsamen Forschungsförderung von Bund und Ländern über die Leibniz-Gemeinschaft) und zu etwa einem Drittel aus den Erlösen für Drittmittelprojekte, die in der Regel ebenfalls von
öffentlichen Auftraggebern stammen („wissenschaftliche Politikberatung“). Obwohl wir das ifo-Institut durchaus als eine seriöse Einrichtung betrachten und insbesondere den früheren Vorstand
Herrn Prof. Werner Sinn für einen herausragenden Ökonomen halten, erwarten wir dennoch aufgrund der nahezu völligen Abhängigkeit von öffentlichen Mitteln keine kritischen Stimmen von dieser
Seite.
Insgesamt ist eine Zunahme der Spannungen im Zusammengehörigkeitsgefühl der europäischen Länder mehr und mehr deutlich erkennbar. Die sog. Nordländer wollen nicht für
den Süden haften, die Südländer können nur dann überleben, wenn ihnen die EZB weiter ihre Schulden zu Nullzinsen abkauft. In den Ostländern verstärken sich nationalistische Tendenzen, aus Italien
kommen wieder EU-kritische Stimmen, während Frankreich nichts mehr hasst als eine Vormachtstellung Deutschlands in der EU. Das Worte Transferunion und EZB-Schuldenerlass waren noch vor wenigen Worten
die Unworte des Jahres und wurden sofort im Keim erstickt, heute werden sie tagtäglich öffentlich diskutiert.
Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU verabschiedet sich die drittgrößte Wirtschaftsnation, dadurch steigt der Einfluss der Südländer auf Parität. Die politische
Führung in Frankreich hat Reputationsprobleme, die deutlich zunehmen werden, wenn die sozialen Spannungen nicht gelöst werden, während die politische Führung in Spanien und Italien seit Jahren völlig
zerstritten ist und von einer politischen Krise in die andere stürzt. Die Ernennung des ehemaligen Zentralbankchefs Mario Draghi zum italienischen Ministerpräsidenten zeigt auf, wie verzweifelt
Europa zwischenzeitlich ist, den Euro und die EU zu retten.
Echte Lösungen und zukunftsweisende Wege werden unserer Meinung nach seitens der Politik nicht zu erwarten sein, denn es fehlt an Mut, Professionalität, Idealismus und
dem Wunsch, ganz vorne mit dabei zu sein.
Unserer Meinung nach wird Europa insgesamt stagnieren. Besonders in den südeuropäischen Ländern, aber auch in Frankreich werden nach wie vor alle wichtigen Impulse für
Wachstum fehlen. Man wird deshalb versuchen, so weiterzuwursteln wie bisher und hoffen, dass die Bürger stillgehalten werden können und sich in den kommenden Jahren alles wieder halbwegs
stabilisiert. Ob dies jedoch gelingt ist äußerst fraglich. Denn Paris, Madrid und Rom sind nicht so friedlich wie Berlin.
Die europäische Arbeitslosigkeit wird zunehmen und auf einem unangenehmen hohen Niveau verharren. Wir erwarten eine Explosion der "verdeckten" Arbeitslosigkeit zu
Gunsten der „offiziellen“ Arbeitslosigkeit, damit Statistiken nach außen hin ein Bild vermitteln, es wäre alles wieder auf dem richtigen Weg. Besonders auch die extrem hohe Arbeitslosigkeit junger
Menschen wird nicht hinreichend gelöst werden können, da schlicht und einfach die notwendigen Chancen und Impulse fehlen. Wir sind auch der Meinung, dass neue Jobs überwiegend im Niedriglohnsektor,
in der Teilzeit, in der Leiharbeit und mit befristeten Verträgen entstehen werden. Dadurch wird der finanzielle Überlebensdruck für viele steigen, wir gehen auch davon aus, dass immer mehr Bürger auf
die Zuzahlung von staatlichen Leistungen angewiesen sind.
Besonders kritisch sehen wir die Tatsache, dass besonders die junge Bevölkerung in Europa, die bislang überwiegend EU-freundlich eingestellt ist (oder war) und den
europäischen Werten wesentlich mehr Vorteile abringt, als dies die ältere Bevölkerung tut, im Grunde genommen völlig verheizt wird. Eine Arbeitslosenquote von ca. 50%, der Rest überwiegend in
Praktika, befristeten Arbeitsverhältnissen, Zeitarbeit, Teilzeit oder sogar Nullstunden-Verträgen; das ist das "lukrative" Angebot für die meisten jungen Leute in der EU. Da wird die Stimmung bald
kippen.
All dies führt derzeit zu keinen Anzeichen einer schnell steigenden Inflation bei den Verbraucherpreisen, sondern bestätigt eher weiter eine deflationäre Tendenz,
solange das Vertrauen in den Euro noch weitläufig gegeben ist.
Andererseits ist eine weitere Zunahme der Inflation bei Vermögenswerten und die Bildung noch gewaltigerer Blasen sogar zu erwarten, bis auch hier letztlich jeglicher
Glaube in eine noch so gigantische Zukunft so weit von der Realität entfernt ist, dass es keine halbwegs glaubwürdigen Argumente mehr gibt. Dann ist das große Zittern zu erwarten.
Ein Blick auf die langfristige Entwicklung von Aktienmärkten lohnt sich immer. Denn daran läßt sich gut erkennen, wie die Stimmung von Investoren ist, wenn es um
zukünftige Entwicklungen, Marktchancen und Trendsetzungen geht. Es wird manche sicherlich überraschen, wie sich Aktienmärkte in den wichtigsten europäischen Ländern im internationalen Vergleich
entwickelt haben. Nämlich gar nicht. Manche haben noch nicht einmal das Niveau von 2008 wieder erreicht.
Sieht man sich jedoch den internationalen Vergleich an, dann macht einem die Zukunft Europas durchaus Sorgen.
Die Musik spielt heute woanders als in Europa.
Hier zunächst ein europäischer Überblick seit 2000 bis 2020:
Zum Vergleich: Ein internationaler Überblick seit 2000 bis 2020
Die Politik in Ländern wie Spanien, Italien, Portugal, Griechenland usw. wird noch viele Monate auf die in der Tat dort dramatisch schlechten Wirtschaftsbedingungen
tatenlos herabblicken, dies jedoch relativ entspannt. Denn ihr größter und wichtigster „Auftraggeber“ wird die Zentralbank bleiben, die sie nach wie vor mit frisch gedrucktem Geld zu billigsten
Konditionen versorgen wird (muss). Ferner werden diese Länder fest mit einer Transferunion rechnen, die mit ziemlicher Sicherheit auch kommen wird. Denn diese Länder wissen auch, dass sie es völlig
in der Hand haben, den Euro und die EU wie eine Blase platzen zu lassen. Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU steigt zudem ihre Einflussnahme gegenüber den „Nordländern“ deutlich an.
Die Mehrzahl der Bürger in diesen Ländern (aber auch in Deutschland) wird mehr und mehr dazu gewungen werden, finanzielle Reserven, falls noch vorhanden, zu plündern.
Die Chancen für sichere, gut bezahlte Arbeitsplätze werden mehr und mehr schwinden, wir rechnen deshalb auch wieder mit einer deutlichen Zunahme von populistischen, EU-feindlichen Tendenzen in den
Ländern, in denen die Ungleichgewichte am höchsten sind.
Hier ein Überblick über die dritt- und viertgrößten Volkswirtschaften (Italien, Spanien) in Europa:
Zur Vervollständigung noch eine Übersicht über Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft der EU:
Auch hier ernüchternde Fakten: Exponentiell steigende Schulden bei stagnierendem Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Europäischen Union und Eurozone,
Frankreich
Seitens Brüssel wird man mit massiven Werbebotschaften versuchen, die Bürger davon zu überzeugen, wie gut, wichtig und erfolgreich die EU gerade für die Zukunft wäre.
Speziell dort wird die Angst wachsen, dass nach Großbritannien ein zweiter Exit aus der EU drohen könnte und damit die EU oder der Euro insgesamt mehr und mehr in Frage gestellt werden könnte.
Natürlich wäre dies ein Desaster für alle bestens bezahlten Jobs, die es dort in Brüssel gibt.
Ein besonderes Desaster wäre es deshalb, wenn es den Briten nach dem Austritt aus der EU gelingen könnte, relativ schnell wirtschaftliche und gesellschaftliche Erfolge
vorzuweisen. Denn dann würde sich die Gefahr deutlich verstärken, dass ein weiteres Land mit dem Austritt bald folgt. Man wird also alles versuchen, den Briten das Leben so schwer wie möglich zu
machen und ihnen so viele Steine wie nur möglich in den Weg zu legen. Natürlich nicht offiziell, dort wird man sich stets als „fairer und partnerschaftlicher Nachbar“ zeigen, dies ist unserer Meinung
nach jedoch reine Augenwischerei.
Wir bezweifeln jedoch stark, ob dieses Spiel mit den Briten gelingen wird. Man kann über die Briten denken was man will, aber sie sind seit jeher ein
freiheitsliebendes, selbstbestimmtes Volk, welches sich nur ungern irgendwelchen Regularien überwirft, und schon gar nicht, wenn diese in Deutschland geformt werden.
Insgesamt gehen wir davon aus, dass das politische Handeln in Europa in den nächsten 36 Monaten nicht dadurch geprägt wird, neue Chancen und Impulse zu schaffen und
Europa weltwirtschaftlich wieder als Trendsetter zu etablieren, sondern sich ausschließlich damit zu beschäftigen, zu retten was zu retten ist und gleichzeitig zu versuchen, die persönliche
politische Macht unter allen Umständen zu erhalten. Gleichzeitig verändert sich die Welt um Europa herum in einem atemberaubenden Tempo. Impulse sind insbesondere von Asien und auch weiterhin den USA
zu erwarten.
Die europäische Geld- und Fiskalpolitik wird immer mehr in einem gewaltigen Dilemma stecken. Denn wenn man versucht, ein Problem zu lösen, verursacht die Justierung von
einigen wenigen Parametern bereits immer massivere Kollateralschäden bei anderen Problemen. Sollte die Lösung eines Problems Schmerzen verursachen (z.B. mehr Leistung bei weniger Lohn, Verzicht von
Wohlstand, Verzicht von Profit, höhere Preise bei nicht steigenden Einkommen, Erhöhung von Steuern und Abgaben usw) wird sofort interveniert und die Politik in Frage gestellt. So wird man wie bisher
weiterversuchen, Probleme endlos zu diskutieren, anstatt diese zu lösen, man wird mit schuldenfinanzierten Wahlversprechen versuchen, die Bürger still zu halten und man wird kritische Stimmen
versuchen weiter zu diskreditieren und durch Androhnung von harten Konsequenzen in die Schranken weisen.
Die Frage ist auch hier, wie lange dies funktionieren kann.
Dennoch wird die Zeit knapper, da die Probleme für die europäische Geld- und Fiskalpolitik tagtäglich größer werden:
Man spricht bereits von einer aufziehenden europäischen Bankenkrise in gewaltigem Umfang, von immer mehr sogenannten „Zombie-Unternehmen“ sowie zwischenzeitlich von
Tausenden und Abertausenden klein- und mittelständischer Unternehmen mit erheblichen existentiellen Schwierigkeiten. Man spricht ferner von sog. "non-performing-loans" in einer Größenordnung von
mindestens 1,5 Billionen Euro und einer immer schneller fortschreitenden Verarmung von Bürgern und vor allem auch Rentnern.
Sollte hier eine Bombe platzen, dann wird dies entweder eine neue, tiefe Euro-Krise auslösen, oder aber die EZB entwickelt sich zum größten Auffangbecken von Junkbonds
und Bad Banks, die die Welt je gesehen hat. Ob es ihr dann jedoch noch gelingen wird, das Vertrauen in den Euro zu erhalten, betrachten wir als sehr fragwürdig.